Der Tod und das Leben
Die Mexikaner haben eine ganz besondere Beziehung zum Tod. Sie sind davon überzeugt, dass die Verstorbenen ein Mitglied der Gesellschaft bleiben. Am Dia de los Muertes, dem Tag der Toten, kehren sie sogar für kurze Zeit zu den Lebenden zurück. Das muss natürlich gefeiert werden und feiern können die Mexikaner. Drei Tage lang werden die Friedhöfe festlich geschmückt und farbenfrohe Partys rocken das ganze Land.
Da die Reise zu den Lebenden ganz schön hungrig macht, bekommen die Toten ihre Lieblingsspeise und ausreichend Getränke an ihren Gräbern serviert. Besonders bei der Rückfahrt wird für ausreichend Proviant gesorgt, denn man will ja Niemanden auf den Gedanken bringen, auf Dauer zu bleiben. So beliebt ist die verstorbene Verwandtschaft dann wieder auch nicht. Um die Ahnen nicht zu verärgern, werden die Gräber ziemlich aufwändig gebaut. Man weiß ja nie, mit welchen dunklen Mächten sie im Jenseits Kontakt haben.

Der Totenkult ist auch außerhalb der Feierlichkeiten nicht zu übersehen, denn überall stehen Skelette herum, mit denen der personifizierte Tod dargestellt wird. Wie wird eigentlich „der Tod“ korrekt gegendert? Die Tode? Nein, das ist der Plural. Die Tödin? Die Todde? Die Töde? Ich bin für jeden Hinweis in den Kommentaren dankbar. Wir wollen ja nicht die Gefühle von weiblichen „Sensenfrauen“ verletzen…




Der Totenkult entstand schon vor vielen tausend Jahren bei den Ureinwohnern Mittelamerikas. Für die Mayas war der Tod eine natürliche Phase im Lauf des Lebens. Da machte es auch nichts aus, hin und wieder ein Menschenopfer zu zelebrieren, um die Götter milde zu stimmen. Da die spanischen Eroberer ziemlich konsequent alle Unterlagen der Mayas verbrannt hatten, rätseln die Wissenschaftler heute noch über ihre Kultur.
Die Maya-Ruinen von Uxmal
Immer wieder werden im undurchdringlichen Urwald Mayastädte entdeckt. In Uxmal steht eine der ganz seltenen runden Pyramiden. Man weiß wenig über die Pyramide des Zauberers, aber man vermutet, dass der zuständige Priester immer mal wieder ein Menschenopfer aus den Reihen potentieller Konkurrenten auswählte. Praktisch, wenn man seinen Gegnern ganz legal im Dienst für die Allgemeinheit das Herz aus dem Leib schneiden kann.






In ihrer Blütezeit lebten wohl etwa zehn Millionen Mayas in Mittelamerika, die in vielen Städten mit teilweise über 10.000 Einwohnern organisiert waren. Sie hatten ausgeklügelte Bewässerungsanlagen gebaut und Mais, Bohnen und Kartoffeln aus wilden Pflanzen kultiviert. Man entdeckte bisher 500 (in Worten: Fünfhundert) Ballspielstadien, deutlich mehr als ganz Europa zur gleichen Zeit anbieten konnte.


Lange rätselten die Forscher über die Bedeutung eines Tores, das in der Nähe von Uxmal entdeckt wurde. Bis sie dahinter im dichten Dschungel ein Fernstraßennetz fanden, über das die Städte miteinander verbunden waren.

Die Schokolade
Wir übernachteten in der Nähe von Uxmal bei Valerie im Pickled Onion in einer Hütte, die im Mayastil mit natürlichen Baumaterialien aus der Region erstellt wurde. So kommt man bei tropischen Temperaturen auch ohne Klimaanlage aus.


Einen Besuch im naheliegenden Museo del Chocolate ließen wir uns nicht entgehen. Hier erfährt man, wie aus den heimischen Kakaobohnen in vielen mühsamen Schritten irgendwann am Ende die leckere Schokolade herauskommt. Seitdem esse ich Schokolade mit noch mehr Respekt. Schade, dass man wegen der Hitze keine Vorräte mitnehmen konnte.

Im Garten des Schokomuseums gibt es eine sehenswerte Pflanzensammlung mit ungewöhnlichen einheimischen Gewächsen und einige lokale Tierarten, wie Jaguare und Riesenschlangen.


Auch wenn der Tod etwas ganz natürliches ist, Ich möchte bitte erst noch meine Schokolade aufessen. Soviel Zeit muss sein!
Ja, das Verhältnis zum Tod und die Erinnerung an die Verstorbenen ist in anderen Kulturen deutlich anders – und oft offener als bei uns. Trotzdem wäre ich vorsichtig, mich einer großen, sehr großen Riesenschlange so auszuliefern… Den Gerüchten nach soll es noch weiter im Süden, im Amazonasgebiet, solche Riesen haben. Ja, noch viel größere! Nur gefunden wurden sie noch nicht.
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Ich musste ja zuerst noch meine Schokolade aufessen, daher durfte ich nicht mehr mit der Schlange spielen 😉
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Schokolade, selbst viel davon, ist meist gesünder als Schlangenbeschwörer – Anfängerkurse. Ich weiß nicht, wie viele da übrig bleiben, weiß nicht mal, ob es eine Statistik gibt…
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Wieder ein sehr unterhaltsamer Beitrag! Vielen Dank dafür!
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Gern geschehen, jederzeit wieder…
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Danke für die Eindrücke
Die Tödin da im grünen Kleid, die sollte mal was essen …
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Oder bei Germany’s Next Tod Model mitmachen 😉
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Das wäre auch mal was. Die letzte Runde von GNTM war zwar schon etwas „diverser“ habe ich mir sagen lassen, aber so eine Todin auf‘m Laufsteg würde schon ordentlich Einschaltquote bringen denke ich
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Interessante Geschichte! Tolle Bilder!
So stellt man sich Mexiko vor, ich jedenfalls: farbenfroh und üppig und doch irgendwie arm und mit dem Tod versöhnt. Oder verbunden.
Ja, die Toden-Figuren (Elvis!) sind genial.
Am besten gefällt mir das Paar, der Tod und die Tödin. Herrlich!
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Jedenfalls ist der Tod dort kein Tabu wie in unserem Kulturkreis.
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Fünfhundert Ballspielstadien? Mannomann, und wir denken, wir hätten hier die Hochkultur erfunden… Es ist schon beeindruckend, was damals alles bereits vorhanden war (die ausgeklügelten Wassersysteme…) oder stattgefunden hatte (wie es aussieht, jede Menge Spaß und Spiele). Und das Herz-rausschneiden der Konkurrenten für den guten Zweck? Geschenkt. Wer von uns hatte nicht selbst schon mal daran gedacht 😉
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Na, dann will ich mal hoffen, dass du mich nicht als Konkurrenten betrachtest 💀
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Ach hab doch keine Angst. Es ist doch alles Teil des Lebens… *breit grins* 😉
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In Bolivien hat mich mal eine Frau beim ersten Date mit auf den Friedhof genommen.
Das wird eine krasse Geschichte, dachte ich mir.
Aber als wir ankamen, hoch über La Paz gelegen, waren da Hunderte von Familien mit ihren Kindern, die auf der Wiese zwischen den Grabplatten lagen und Ball spielten. Ein Eisverkäufer fuhr mit einem kleinen Wägelchen herum.
Und auf einem anderen Friedhof hinterließen die Angehörigen auch Getränke für die Toten, bevorzugt ein belebendes Brausegtränk, das einst aus bolivianischen Coca-Blättern gewonnen wurde:

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Dabei ist ein date auf dem Friedhof doch so romantisch 😉😂😂😂.
Ja, erstaunlich wie unterschiedliche Friedhofsitten es gibt.
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Sie hat auf dem Weg dorthin sogar noch Blumen gekauft für den toten Opa.
Aber ich fand es süß, beim ersten Treffen gleich zu so etwas Familiärem eingeladen zu werden.
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Nun beginne ich die Aufholjagd und habe jetzt deine Artikel der letzten Wochen am Haken.
Der Umgang der Mexikaner mit dem Tod gefällt mir! Warum immer mit dem Unvermeidlichen hadern, wenn man auch einen fröhlicheren Umgang damit finden kann? Die Figuren sind so klasse! Und ich habe natürlich vollstes Verständnis dafür, dass du dir erst noch die letzten Schokostückchen auf der Zunge zergehen lassen willst, bevor dich die muskulöse Schlange deinem finalen Schicksal zuführt.
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Welcome back, liebe Elke. Bin auch gerade an deiner Santorinserie 😄
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