Gran Canaria -Teil 2

Ein Bericht über kreative Bergdörfer und Vulkane. Und über eine afrikanische Prinzessin, die gar keine ist.

Nachdem wir die Sinnlosigkeit des Massentourismus von Maspalomas satt hatten, waren wir in die zauberhafte Bergwelt von Gran Canaria gezogen. Das hatte uns so gut gefallen, dass wir noch einen zweiten Ausflug wagten.

Das Bergdorf Firgas

In Firgas machte man aus der Not eine Tugend. Wenn man schon dauernd Treppen steigen muss, dann soll es wenigstens eine sein, die ein paar Touristen ins Dorf bringt. Also legten sich die Fliesenleger mächtig ins Zeug und verzierten die Stufen mit Azulejos, keramischen Kacheln, die die einzelnen Gemeinden von Gran Canaria und die Inseln des kanarischen Archipels darstellen. Nice!

Treppe mit Wasserfall in Firgas
Die Treppen von Firgas
Sitzbänke in Firgas mit farbigen Fliesen
Fast zu schön zum Sitzen
Kacheln in Firgas
Gekachelter Erdkundeunterricht
Waschende in Beton
Was will uns der Künstler damit sagen?
Kaktus
Kanarische Flora – der Gebirgskaktus

Der höchste Kirchturm der Kanaren steht in Arucas und gehört zur Parroqia de San Juan Bautista. Diese Kathedrale zeichnet sich dadurch aus, dass sie gar keine Kathedrale ist. Denn ohne passenden Bischof reicht es nur zur Kirche, egal wie hoch der Turm ist. Amtsanmassung auf katholisch, sozusagen.

Kathedrale von Arucas und Teddybär
Eine echte Kathedrale würde niemals solchen Kitsch neben sich dulden

Vulkanisches Erbe

Gran Canaria ist im Grunde genommen ein erloschener Vulkan, wie alle kanarischen Inseln. Das ist nicht zu übersehen und spätestens seit dem Ausbruch auf La Palma weiß man, was das bedeutet.

Vulkanische Steine am Meer
Vulkanische Überreste allerorten

Caldera de Bandama heißt der riesige Krater im Osten der Insel. Die Vulkane der Kanaren sind angeblich unterirdisch miteinander verbunden. Als ich von einem Stein heruntersprang, klang der Boden ziemlich hohl. Ganz sicher war ich mir nicht, aber ich meinte von unten ein dunkles Rumpeln zu hören.

Caldera de Bandama
Caldera de Bandama

Am nächsten Tag hörte ich in den Nachrichten, dass gegen alle Prognosen der Geologen der Vulkanausbruch auf La Palma nach vielen Monaten endlich zum Stillstand gekommen war. Gern geschehen. Man muss eben einfach nur Experten ranlassen.

Prinzessin Calima aus Afrika

Nach zwei Wochen Urlaubsidyll begannen eines Tages die Einheimischen zu tuscheln. Calima aus Afrika wurde gegen Abend erwartet. Meine Spanischkenntnisse hatten sich seit meinem letzten Bericht noch nicht wesentlich gebessert, deshalb konnte ich nicht genau verstehen, um wen es ging. Vermutlich die Prinzessin aus einem afrikanischen Land. Für rote Teppiche reichte es nicht aus, aber am Strand wurden die Masten mit roten Fahnen geschmückt. Schicke Fahrzeuge des roten Kreuzes fuhren aufgeregt am Ufer entlang und winkten die Touristen aus dem Wasser. Man wollte wohl einen guten Eindruck auf die Besucherin machen.

Und dann kam sie. Es stellte sich heraus, dass Calima keine Prinzessin, sondern ein Wetterphänomen war, das für zwei Effekte sorgte. Die Wellen wurden so stark, dass sogar die einheimischen Surfer ihre Bretter einpackten. Und der starke Ostwind wehte den Sand aus der Sahara auf die kanarischen Inseln herüber. Innerhalb einer Stunde stellten sich Feinstaubwerte ein, gegen die der Stuttgarter Pragsattel wie ein Luftkurort wirkt. Gut, dass man heutzutage immer FFP2-Masken griffbereit hat.

Calima Sandsturm auf Gran Canaria
Calima. Wenn Feinstaub die Sonne verhüllt.

Apropos Masken: die Spanier verhalten sich vorbildlich im Kampf gegen Corona. Trotz einer beeindruckenden Impfquote trägt hier jeder konsequent seine Maske. Die Hinweisschilder am Strand sind allerdings manchmal etwas irritierend. Wird Corona über die Füße übertragen? Aber ich hatte ja schon einmal erwähnt, dass man Schilder in Spanien eher nicht so ernst nimmt.

Maskentragepflicht
Menschen mit einer Größe von mehr als 2 m müssen keine Maske tragen
Abstandsregel
Männlein und Weiblein schön Abstand halten
Schuhpflicht
Gib Fußpilz keine Chance
Desinfektion
Nach jedem Tauchgang Entlausungsmittel auftragen
Kakteen mit Abstand
Sogar die Kakteen halten den Mindestabstand ein.

Unser Urlaub ging zu Ende und am letzten Abend gönnten wir uns ein typisch kanarisches Essen: Papas arrugadas mit Mojo. Das sind Babykartoffeln in der Salzkruste mit roter und grüner Sauce. Und wieder bestätigte sich ein Naturgesetz der Gastronomie: Die Größe der Portionen verhält sich umgekehrt proportional zum Preis. Aber lecker war es.

Dorade gebraten mit kanarischen Kartoffeln
Dorade mit Spuren von kanarischem Ziergemüse
Sonnenuntergang mit Kakteen im Gegenlicht
Sonnenuntergang am letzten Abend. Seufz. Schluchz. Heul.

Autor: sinnlosreisen

Skurille Reiseerlebnisse zum Lachen

17 Kommentare zu „Gran Canaria -Teil 2“

  1. Na bei uns geht es jetzt auch auf die Kanaren, allerdings eine Insel weiter, nach Lanzarote. Ich hoffe, die von dir so fachkundig bearbeiteten Vulkane halten über die Tage still… 😉

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      1. Regel Nummer eins: Experte Marco hat immer Recht.
        Regel Nummer zwei: ist dies einmal nicht der Fall, tritt Regel Nummer eins in Kraft 🙂

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  2. Beim Lesen deines Berichts kam mir so einiges bekannt vor. Die Azulejos, der Besuch der staubigen Calima, die Vulkane (gab es da eigentlich auch Vulkanier?), um nur mal drei Beispiele zu nennen. Wer da wohl voneinander abgekupfert hat? Gran Canaria von Teneriffa oder doch umgekehrt? Jedenfalls bin ich dir sehr dankbar, dass du die Vulkane mit deinem beherzten Eingreifen bisher so nachhaltig in Schach gehalten hast. Noch dankbarer bin ich dir allerdings, dass du mich über den Übertragungsweg von Corona über die Füße aufgeklärt hast. Ab sofort werde ich dieses Wissen in meine täglichen Schutzmaßnahmen einfließen lassen.

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  3. Ich glaube, der Ort mit der Nichtkathedrale heißt Arucas, nicht Carucas. [Hier Besserwisser-Emoji einfügen.]
    Denn meine AirBnB-Gastgeber aus Las Palmas haben mich extra dorthin gefahren. Das war nett, ganz im ursprünglichen Sinn von AirBnB, dass man sich auch gegenseitig kennenlernt und etwas zusammen unternimmt. Seither habe ich das leider nur mehr selten erlebt. Öfter kommuniziert man ausschließlich mit anonymen Schlüsselaufbewahrungsboxen.

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    1. Du hast natürlich recht. Danke für das aufmerksame Lesen und den Hinweis. Hab es sofort korrigiert.
      Die Schlüsselboxen sind wirklich sehr unpersönlich. Aber es gibt inzwischen ja auch Hotels mit Eincheckautomaten und Service Robotern. Gruselig.

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          1. Wenn ich im Internet immer von Robotern aufgefordrt werde, nachzuweisen, dass ich kein Roboter bin, habe ich den Eindruck, die nehmen sich tatsächlich ziemlich viele Rechte heraus.
            Wir Menschen müssen uns wehren, solange wir noch können!

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          2. Da gebe ich dir recht. Und ich kann mich täuschen, aber die Chatbots in den Hotlines machen sich doch auch über uns lustig. „Sagen Sie Eins, wenn Sie dies wollen, sagen Sie Zwei, wenn Sie das wollen. Ich habe Sie nicht verstanden“ und so.

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  4. Das ist ja das Problem. Mit den erloschenen Vulkanen. Das entscheidet immer noch Vulkanos da unten, und wenn man auf ihm herumhüpft, kann es sein, dass…
    Meine Erfahrungen mit Vulkanen beschränken sich dabei stark. Einmal auf Tongariro, ein paar Jahre später brach das Ding dort auch aus. Aber dort raucht und quillt es ja allenthalben! Und einmal auf eine kleine griechische Insel. Thera, dieses Überrest eines riesigen Vulkans – und in der Mitte des angedeuteten Kreises bildet sich eine neue, kleine Insel, ein Mini – Surtsey sozusagen. Wir waren dort, auch schon lange her. Und, was soll ich sagen: durch die Sohlen der Turnschuhe spürte man, blieb man kurz stehen, es immer wärmer werden.
    Wie viel Phantasie braucht man? Ich war in beiden Fällen froh, als ich wieder von dort weg war. Es war noch nie gut, die Götter herauszufordern.

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