Auf Gran Canaria trifft sich ganz Europa, um die Wintermonate unter der milden Sonne auszusitzen. Maspalomas ist gemeinsam mit Playa del Ingles der größte Touristenort von ganz Spanien, nach Betten gezählt. Dieser Spitzenplatz im Massentourismus verpflichtet zu Höchstleistungen. Daher wurde in Maspalomas eine Flaniermeile erbaut, die dem geschätzten Pauschaltouristen alles bietet, was er sich schon immer erträumt hatte:




Und alle anderen können die zahlreichen kanarischen Spezialitäten-Restaurants genießen.






Auf den Kanaren kann man auch für kleines Geld überwintern. Bei den aktuellen Gaspreisen deckt die Einsparung an Heizkosten einen guten Teil der Zimmermiete. Ganz gewiefte Sparfüchse wissen, wie man drei Tage lang mit einem Essensbudget von sieben Euro auskommt: Am ersten Tag fastet man sich einen richtig bärigen Hunger an und schlägt sich dann für 6,95 € am All-you-can-eat-Buffet beim Chinesen die Wampe voll. Vorteilhaft ist ein Besuch kurz nach der Dämmerung – dann sieht man nicht so genau, was man auf dem Teller hat. Wenn alles glatt läuft, verbringt man die nächsten beiden Tage mit Magen-Darm auf der Toilette und braucht kein Geld für Nahrung.

Die Konkurrenz ist gnadenlos. Im mehrsprachigen Nahkampf erprobte Einweiser versuchen, die flanierenden Touristen in die Lokale zu locken. Manche machen verführerische Angebote, denen man kaum widerstehen kann: „Willkommen Germany, Looki-looki, heute Spezial: ein Liter Sangria gratis zum Tagesmenü!“ Andere versuchen es mit sanfter Gewalt. Wer hier nicht auf der Hut ist, hat Ruckzuck eine Speisekarte in der Hand und bekommt von hinten einen Stuhl in die Kniekehle gerammt.

Die hemmungslose Ess- und Trinkkultur hat einen eigenen Berufszweig hervorgebracht. Frühmorgens, noch vor dem Sonnenaufgang, rückt eine Armada von Tatortreinigern an. Mit Hochdruckreinigern entfernen sie das Erbrochene von den Terracotta-Fliesen und sammeln die FFP2-Masken ein, die Mancher in Überschätzung seiner Trinkfestigkeit nicht rechtzeitig vom Gesicht gezogen hatte. Ein Albtraum.


Um dem Trubel zu entfliehen, verlegten wir unsere Aktivitäten ins bergige Inselinnere. Aber dazu folgt bald ein eigener Beitrag.
das war auch 2006 auch schon so… „schön“, dass sich manche Sachen nicht ändern…
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Stimmt. Das ist doch beruhigend, dass nicht mal eine Pandemie dieser Perle des Tourismus etwas anhaben kann…
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Gut, dass ich während meiner kurzen Zeit auf Gran Canaria nur im Norden der Insel war.
Und jetzt weiß ich auch, warum ich selbst in der Inselhauptstadt Las Palmas gar nicht so vielen Touristen begegnet bin, wie ich vorher gedacht hätte. Es war eine wirklich sympathische, relativ normale, spanische (oder kanarische) Stadt.
Aber danke, dass du dich nach Maspalomas getraut hast, um für uns zu berichten!
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Ja, der Norden ist sehr schön und die Berge sind herrlich. Darüber berichte ich dann nächstes Mal. Das hier war quasi ein Frontbericht. 😁
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Welch amüsante Führung in die Abgründe des Massentourismus. Besten Dank!
Und irgendwie hat das Betreten dieser Abgründe ja auch etwas mit Abenteuerreisen zu tun. Vielleicht nicht im klassischen Sinne. Aber ein Wagnis ist der Besuch eines solchen Ortes allemal. In diesem Sinne wünsche ich weiterhin „Hals- und Beinbruch“ .
Beste Grüsse
http://www.derhalbhartemann.com
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Danke! Als Blogger darf man Risiken nicht scheuen und muss sich auch mal in gefährliches Terrain begeben 😉
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Schön, danke für diesen Moment der Ablenkung und die heißen Tipps für kulinarische Hochgenüsse „echt“ Spanischer Küche
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Gern geschehen. Ich würde das Speisenangebot eher als Fusionküche bezeichnen. Pizza, Steak, Paella, Schnitzel, Fisch und Döner fusionieren 😂😂😂
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Das ist wirklich der ultimative Alptraum 😂! Dass es da sowohl Spiderman als auch den Sinnlosreisenden aus den Latschen haut, wundert mich deshalb kein bisschen. Jedenfalls weiß ich nun, wo ich nicht zwangsläufig auch noch hin muss 😎.
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🙂
Vielen Leuten gefällt aber genau das, deshalb heißt es wohl auch Massentourismus. Es gibt dort aber auch wunderschöne Ecken. Warte mal den nächsten Beitrag ab…
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Das erinnert ein wenig an den Ballermann auf Malle…
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Dort war ich noch nie, aber ja. Was man so hört, ist das sehr ähnlich 😎
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Ich war an meinem Junggesellinnenabschied da (am Ballermann), damals gab es die Sangria-Eimer noch. Was soll ich sagen, für den Anlass war die Umgebung passend 😉
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😂😂😂Details muss man dann gar nicht wissen.. .
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