Córdoba ist ein feststehender Begriff aus dem Fußball, ähnlich wie Abseitsfalle oder Viererkette. An diesem Ort ereignete sich bei der Weltmeisterschaft 1978 in Argentinien nämlich das Wunder von Córdoba, als der Underdog Österreich gegen den amtierenden Weltmeister Deutschland gewann und beide Mannschaften ausschieden. In Deutschland wird das gleiche Ereignis als die Schmach von Córdoba erinnert. Es kommt eben immer auf den Blickwinkel an.
Die Mezquita-Catedral
Das spanische Córdoba hat nichts mit Fußballwundern zu tun. Hier steht ein architektonisches Wunder: eine gotisch-maurisch-barocke Renaissance-Kathedralmoschee. Oder anders ausgedrückt: eine römisch-katholisch-muslimische Moscheenkathedrale. Da staunt der Laie und der Fachmann wundert sich. Ich spreche von der Mezquita-Catedral de Córdoba.


Wie es zu diesem Durcheinander kam? Nun, da waren wohl einige geschichtliche Zufälle im Spiel. Schon die alten Römer hatten die Bedeutung des Städtchens erkannt und bauten eine Brücke über den Guadalquivir und einen Tempel. Als das römische Reich wegen überbordender Dekadenz zerfallen war, errichteten die Westgoten eine christliche Kirche auf dem Fundament des römischen Tempels. Dann eroberten die Mauren halb Spanien und rissen das Haus der Ungläubigen ab. Sie waren aber mit dem Gedanken der Nachhaltigkeit so weit vertraut, dass sie die Säulen der Kirche als Stützpfeiler für ihre Moschee wieder verwendeten.
Dann war lange Zeit Ruhe im Karton, beziehungsweise maurische Herrschaft, und jeder neue Herrscher bewies seine Macht durch eine Erweiterung und Verschönerung der Moschee. So wuchs das Gebäude im Lauf der Jahrhunderte auf eine gigantische Fläche von 23.000 qm an. Zum Vergleich: das ist zehnmal so groß wie die blaue Moschee in Istanbul, und die ist auch schon ziemlich beeindruckend.



Irgendwann endete aber auch die muslimische Herrschaft in Andalusien, wie man hier nachlesen kann. Die Moschee wurde zu einer christlichen Kirche umdekoriert und das Minarett bekam eine Kirchenglocke. Ein übereifriger Bischof überredete dann im 16. Jahrhundert den ahnungslosen Kaiser Karl V. dazu, in der Mitte der Moschee eine Kathedrale einbauen zu lassen, komplett mit barocken Engelchen und pompösem Altargedöns. Nach zeitgenössischen Berichten soll Kalle dann bei seinem Besuch in Córdoba entsetzt gewesen sein, was er da angerichtet hatte.



Man kann natürlich geteilter Meinung sein, ob die krasse Durchmischung von Baustilen und Religionen in einem Gebäude schön ist, aber auf jeden Fall ist dadurch etwas weltweit Einmaliges entstanden. Fotos können nicht mal annähernd wiedergeben, wie beeindruckend dieses Bauwerk ist. Klare Empfehlung der SinnlosReisenden: Hinfahren, selber staunen! Eintritt 12€, früh Morgens am Nebeneingang kostenlos. Es lohnt sich!

Córdoba badet
Aber Córdoba bietet noch mehr als die Mezquita. Direkt nebenan wurden bei Ausgrabungen die Bäder des Kalifen entdeckt. Hier kümmerten sich zahlreiche Sklaven um den Badespaß der Kalifenfamilie. In den Schatten der Säulen wurden aber auch etliche Intrigen ausgeheckt und mancher Meuchelmord verübt.


Córdoba und die Blumen
Córdoba ist berühmt für seine Blumenkunst. Überall hängen blühende Blumentöpfe an den Hauswänden. Und ein Blick in die Innenhöfe der Altstadt lässt das Floristenherz höher schlagen.



Castillo de Almodóvar
Eine halbe Stunde von Córdoba entfernt liegt die Burg von Almodóvar. Der Burgherr hat die Anlage aufwändig restauriert und wohnt selbst im historischen Gemäuer. Die Burg wird gerne von Game-of-Throne-Fans besucht, denn hier wurde die Schlacht zwischen der Familie Lannister und dem Haus Rosengarten gefilmt.


Im Ort unterhalb der Burg gibt es eine regionale Spezialität namens Salmorejo Cordobés. Das ist eine kalte dickflüssige Suppe, die nicht aus Lachs gemacht wird, wie man aufgrund des Namens und der Farbe vermuten könnte. Es handelt sich um eine vegetarische Delikatesse (wenn man die Speckwürfel abbestellt) aus Tomaten, Olivenöl, Brot und Knoblauch. Schmeckt extrem lecker, man ist aber wegen des Knoblauchs eine Weile lang vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen.

So, liebe Leute, das war’s für heute. Ich melde mich wieder, wenn sich der Knoblauchduft verzogen hat.
Hach, Córdoba! Ich fand es toll da. Sehr charmantes Städtchen! Die Mezquita ist in der Tat sehr beeindruckend. Auch wenn da natürlich ein paar Frevel begangen wurden …
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Ja, du warst doch auch erst in Andalusien.
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Genau. Bin Ende November mit viel Widerwillen zurückgekehrt. Hätte nur zu gerne in Andalusien überwintert 😎.
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Das kann ich sehr gut verstehen 😩. Wir leiden jetzt auch unter dem grauen Wetter in Deutschland. Freue mich schon auf deine Berichte…
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Wieder ein pipifeiner Bericht der Lust auf Cordoba macht. Mein Mann droht mit dem Wohnmobil- 😉
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Was für eine Drohung – schrecklich! 😂😂😂
Aber ja, Cordoba kann ich sehr empfehlen.
P.S. Was bedeutet pipifein?
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PIPIFEIN sagen wir Österreicher, wenn etwas sehr gut ist. 👍
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Dann vielen Dank!
Ich kenne Pipi als Synonym für Urin, deshalb war ich etwas verunsichert 🙂
Viele Grüße nach Österreich!
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Vielen Dank für die humorvolle Einführung in das Patchwork-Wunder von Córdoba!
Und für den lehrreichen Hinweis auf das Fußballgeschehen. Sowie für die Lektion, dass Einleitung und Text in keinem Zusammenhang zu stehen haben. 🙂
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😇😂😇 Nun ja, vielleicht ist die Fußballanekdote meiner eigenen Biografie geschuldet. Ich hab das Spiel damals nämlich selbst live im Fernsehen gesehen. Und das war dann auch meine erste Assoziation, als feststand, dass wir nach Cordoba fahren.
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Ich finde es übrigens generell sehr verwirrend, dass es die gleichen Städtenamen in Spanien und in Lateinamerika gibt. Das sollte verboten werden.
In Ecuador bin ich zB mal nach Cuenca gefahren, weil ich begeistert von den Ergebnissen der Google-Bildersuche war. Tja, was soll ich sagen, die Fotos waren überwiegend aus Spanien.
(Wobei das Cuenca in Ecuador auch nicht schlecht war.)
Und wer weiß, wieviele Schiffe das falsche Cartagena anlaufen?
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Ja, das stimmt wohl, das kann schon zu üblen Verwechslungen führen. In den USA gibt es auch Kopien von Paris, London, Berlin und viele mehr. Die Gründer hatten halt damals keine Vorstellung davon, wie leicht man heute global unterwegs ist.
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In Tschechien gibt es sogar ein Babylon.
Da werde ich im Sommer mal hingehen und zu graben anfangen, bis ich den alten Gilgamesch finde.
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Na dann viel Erfolg! Sag Bescheid, wenn du fündig wurdest 😏
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Das österreichische Äquivalent für die deutsche Schmach von Córdoba ist die Schmach von Landskrona.
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Das wusste ich gar nicht. Aber toll, dass man der Pudelmütze die Schuld geben konnte…
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Obwohl die Spanier historisch nicht eben dafür bekannt wurden scheint sich ein gewisses ausgleichendes Element einzuschleichen (ich hab irgendwo gelesen, dass angeblich die spanische Frauen- und die spanische Männerfußballnationalmannschaft (eine deutsche Sonderleistung in der Welt, die zusammengesetzten Hauptworte!) gleich bezahlt werden). Zwar architektonisch wüst, aber immerhin. Ein beim Bau zwar nicht so gemeinter ökumenischer Anspruch verwirklicht.
Übrigens, näher und nicht ganz so kulturschänderisch – verwerflich: zu Biberach an der Riß gibt es eine der wenigen Kirchen, in denen zu den Zeiten, als man sich wegen derlei die Köpfe einschlug, in einer Kirche sowohl katholische als auch Reformgottesdienste durchgeführt werden durften.
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Im Gegensatz zu Biberach lässt die katholische Kirche in Cordoba keine Messen anderer Religionen zu. Wo kämen wir denn da hin, wenn man jetzt auch noch Toleranz in der Kirche dulden würde?
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Wie gesagt, an ein paar Stellen müssen die hier und da so fortschrittlichen Spanier und selbst die katholische Kirche vielleicht noch nachbessern…
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